Thomas Rühmann: Sugar Man – Eine musikalisch-poetische Reise
Als ich vor 2 Jahren ich in Warschau war und eine Bekannte fragte, was ich mir denn im Kino anschauen sollte, riet sie mir: „Searching for Sugar Man“. Ein Film, der in Polen wohl bekannter ist als hierzulande. Die unglaubliche, aber wahre Geschichte eines Musikers namens Rodriguez, der anderswo bekannter ist als in seiner Heimat USA. „Niemand in Amerika hat ihn je gehört. Niemand.“
Diese Geschichte bringt Thomas Rühmann (Erzählung, Gesang, Gitarre) begleitet von Rainer Rohloff (Gitarrensynthesizer) und Monika Herold (Bass, Kontrabass, Percussion, Keyboard, Gesang) nun auf die Bühne.
Rodriguez arbeitet auf dem Bau; nimmt Anfang der 70er Jahre eine Platte auf. Sein Produzent ist begeistert: „The type has got it!“, vergleicht ihn gar mit Bob Dylan. Doch während jener berühmt wird … „Wieviel Platten von Cold Fact haben wir verkauft?“ – „Sechs.“
Thomas Rühmann singt diese Lieder, einige im englischen Original, viele andere auf deutsch – keine Übertragungen der Originaltexte, sondern Texte von Hans-Eckardt Wenzel, Wolf Biermann, Danny Dziuk u.a. zu Rodriguez’ Musik. Und zwischen den Liedern erzählt er diese unglaubliche Geschichte:
Dass es eine Platte irgendwie nach Südafrika geschafft hat, zu Zeiten, als das Apartheit-Regime von der übrigen Welt isoliert war. Dass diese auf Kassetten kopiert und weitergegeben wurde. Dass in jedem Plattenschrank weißer Liberaler drei Platten zu finden waren: Abbey Road, Bridge Over Troubled Water – und eben Cold Fact. Dass Rodriguez in Südafrika berühmt wurde, „berühmter als Elvis“. Und dass Rodriguez von alledem nichts wusste.
Rühmann singt mit bekannt ausdrucksstarker Stimme, Rohloffs Gitarre „hat ein Geheimnis, Sie werden es hören.“ Herold ist die One-Woman-Rhythmussektion und ergänzt Harmonien mit ihrem Sopran. Die Lieder sind oft bluesig, auch mal rockig; eins erinnerte an Frank Sinatra, andere immer wieder an Dylan.
Auch Rodriguez’ zweite Platte Coming from Reality floppte in seiner Heimat. Er arbeitet weiter auf dem Bau. Gibt hin und wieder Konzerte. „Der Sound ist schlecht, der Veranstaltungsort auch. Die Leute machen sich lustig und pfeifen ihn aus. Rodriguez bedankt sich, bückt sich, holt eine Knarre raus und drückt ab.“
In Südafrika, wo sich seine Platten zu Hunderttausenden verkaufen, ist nichts über Rodriguez bekannt. So machen sich Ende der 90er Jahre zwei Südafrikaner auf, „folgen dem Geld“ (das bei der Plattenfirma versackt ist und wovon Rodriguez keinen Cent gesehen hat), um der Frage nachzugehen: „Wie ist Rodriguez gestorben?“
Was sie für das Ende der Geschichte halten, ist der Anfang einer neuen …
unglaubliche Geschichte, hörenswert